Nachhaltigkeit und Kreditvergabe – was ändert sich in der Zusammenarbeit mit den Banken?
Der private Bankenverband hat einen Fragenkatalog entwickelt, um den Aufwand der Kunden bei der Datenbeschaffung zur Nachhaltigkeit ihrer Unternehmen möglichst gering zu halten. Mit anderen Worten: Nachhaltigkeit wird zu einem Schlüsselthema bei der Kreditvergabe!
Wir alle kennen die in den letzten Jahren steigenden Anforderungen an europäische Unternehmen. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Datenschutz und IT-Sicherheit, der Hinweisgeberschutz oder ESG. Nun hat die europäische Bankenaufsicht die Kreditinstitute verpflichtet, immer stärker auf Klima- und Nachhaltigkeitsrisiken zu achten und diese im Risikobericht zu bewerten. Dabei benötigen die Banken immer mehr Informationen von ihren Firmenkunden und das gleich aus mehreren Gründen.
Warum benötigen Banken ESG-Daten ihrer Kunden?
Laut einem Bericht des Handelsblatts hat das wachsende Interesse vieler Kreditinstitute an z.B. dem CO2-Fußabdruck oder sozialen Themen im Wesentlichen drei Gründe:
- Durch die Finanzaufsicht werden die Kreditinstitute dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitsrisiken in ihrem Risikomanagement zu berücksichtigen. Die Europäische Zentralbank konzentriert sich dabei auf klima- und umweltbezogene Risiken, die vor allem aus dem Klimawandel resultieren. Die deutsche Aufsichtsbehörde, die Bafin, geht aber deutlich weiter. Sie erwartet auch Aussagen zu sozialen Aspekten und zu Fragen der Unternehmensführung und somit zu allen ESG-Kriterien (environment, social und governance).
- Zumindest die größeren Banken sind durch die Non-Financial-Reporting-Directive bereits heute dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsrisiken zu veröffentlichen. Darüber hinaus gelten für alle Banken die Regelungen der EU-Bankenaufsicht, die Offenlegungspflichten im Detail vorschreibt.
- Neben diesen regulativen Anforderungen haben sich bereits viele Banken und Bankengruppen freiwillig Nachhaltigkeitszielen verpflichtet. Diese Maßnahmen sind auch bei den Volksbanken und den Sparkassen angekommen.
Wichtig ist: die Banken berichten hier nicht alleine über die ESG-Maßnahmen der eigenen Häuser, sondern bewerten im Risikobericht auch das ESG-Risiko der Kunden. Nicht umsonst bietet aktuell nahezu jede Institutsgruppe „grüne“ und ESG-konforme Anlagen an, denn die Nachfrage in der Gesellschaft steigt rapide an. Kreditkunden stehen in diesem Zusammenhang aber zunehmend auf dem Prüfstand. Denn die Betrachtung der Nachhaltigkeitsrisiken wird integraler Bestandteil der Kreditprüfung und bekommt Auswirkungen z.B. auf die Höhe des zu zahlenden Kreditzinses und auf das Bonitätsrating. Und wo keine hohen Transformationschancen gesehen werden, ziehen sich Banken zukünftig auch eher aus einer Kundenverbindung zurück.
Welche Fragen werden gestellt?
Unternehmenskunden müssen sich auf Fragen nach ESG-Ratings, nach den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens und den damit verbundenen Investitionen, nach dem Strom- und Wasserverbrauch oder nach dem CO2-Fußabdruck einstellen.
Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sind eh ab dem kommenden Jahr verpflichtet, eigene Berichte zu erstellen. Eine Vielzahl der mittelständischen Unternehmen und gerade auch der kleineren IT-Systemhäuser erreichen diese Größenordnung jedoch nicht.
Gleichzeitig müssen die Banken auf Basis der an sie gestellten Anforderungen sehr detailliert z.B. zur künftigen Nachhaltigkeitsstrategie nachfragen.
Was bedeutet das für IT-Systemhäuser?
Technologieunternehmen weisen per se nicht unbedingt den besten CO2-Fußabdruck auf. Das gilt wohl auch für die meisten IT-Systemhäuser. Serverlandschaften und Rechenzentren, steigende Datenvolumina und Themen wie AI und KI sind zwar superspannend, aber leider auch ökologisch belastend.
Vor diesem Hintergrund ist es umso sinnvoller, dass ihr euch mit den Themen ESG und Nachhaltigkeit konkret für euer Unternehmen auseinandersetzt und eigene Nachhaltigkeitsziele definiert.
Das klingt schwierig? Ist es auch, aber gleichwohl wichtig und machbar.
Zitat aus dem Handelsblatt: „Welchen Einfluss ESG-Aspekte bei der Kreditvergabe mittlerweile spielen, machte vor einiger Zeit der Risikovorstand der Commerzbank, Marcus Chromik, auf einer Regulierungstagung des Handelsblatts deutlich. Mit Blick auf die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen an den Klimawandel sagte er: „Wenn wir sehen, da hat jemand den Schuss nicht gehört oder keine Chance zur Transformation, dann bedeutet das, dass wir da langsam runterfahren.“
Probiert es einfach einmal aus….
Sprecht doch einfach einmal mit eurem Team über eure Nachhaltigkeitsziele. Und bei Fragen oder Anregungen sprecht uns gerne an.
Ihr habt ein Thema, das wir gerne einmal für euch aufgreifen sollen? Dann schickt uns bitte ebenfalls eine kurze Mail.
Über den Autor
Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.
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