Ist VUCA im Kundenunternehmen eine Chance für IT-Systemhäuser?

Ist VUCA im Kundenunternehmen eine Chance für IT-Systemhäuser?

VUCA beschreibt die Unberechenbarkeit der heutigen Welt und die daraus resultierenden Anforderungen an eine moderne Unternehmensführung. Gerade etablierte Unternehmen mit gewachsenen Strukturen tun sich mit der Geschwindigkeit und der Komplexität anstehender Veränderungen sehr schwer. Aber bieten solche Situationen nicht auch hervorragende Chancen für innovative IT-Dienstleister und Systemhäuser?

Viele große bzw. etablierte Unternehmen haben Schwierigkeiten beim Change

Doch gerade das Managen von Veränderungsprozessen fällt vielen großen oder etablierten Unternehmen schwer. Gewachsene Strukturen treffen auf sich schnell ändernde Rahmenbedingungen, die zunehmend schwerer zu bewerten sind. In einem solchen Tanker-Umfeld Change-Prozesse umzusetzen, ist deutlich schwieriger als im kleinen Schnellboot, wie es die meisten IT-Systemhäuser sind.

Schauen wir uns die vier Teilbereiche des VUCA etwas genauer an.

Volatilität (Volatility)

Wie schnell ändern sich die Branche, die Wirtschaft oder die Welt als Ganzes?

  • Wie hoch ist die Fluktuation, z. B. bei Nachfrage oder Mitarbeitern?
  • Wie oft kommt es zu unerwarteten Änderungen?
  • Wie kurz sind die Time-to-Market-Zyklen?
  • Wie schnell verändern sich Technologien und Trends?
  • Wie schnell verändert sich das Marktumfeld oder die Konkurrenz?

Kennt Ihr noch Nokia? Oder Kodak? Beides Beispiele, bei denen Trends komplett verschlafen wurden. Und ein Krieg in der Ukraine verändert aktuell z.B. die komplette Landschaft in der Energiebranche.

Uncertainty (Ungewissheit)

Wie gut können wir die Zukunft voraussagen?

  • Sind Entscheidungen einfach zu treffen und gut planbar?
  • Ist unser Projekt oder Unternehmen gut aufgestellt? Kann unser Unternehmen auch in der Zukunft bestehen?
  • Wie aussagekräftig sind vergangenheitsorientierte Analysen für eine in die Zukunft gerichtete Entscheidung? Welche Trends müssen beachtet werden? Welche Trends sind nicht wichtig?
  • Haben wir überhaupt alle erforderlichen Informationen?

Schaut euch einmal an, wie sehr sich z.B. Banken und Versicherungen in den letzten Jahren verändert haben. Oder auch unsere eigene Branche.

Complexity (Komplexität)

Wie viele Faktoren müssen wir in unsere Überlegungen einbeziehen und wie stark sind sie miteinander verknüpft?

  • Welche Anzahl von Einflussfaktoren wirken auf das Projekt, Unternehmen, den Markt oder den einzelnen Arbeitsplatz?
  • Wie sehr sind diese Einflussfaktoren miteinander verknüpft?
  • Habe ich überhaupt eine Chance detaillierte Analysen durchzuführen?
  • Könnt ihr wirklich alle Einflüsse überblicken?
  • Wie klar ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung?

Schaut euch einmal das neue Lieferkettengesetz an. Seid ihr oder Eure Kunden wirklich in der Lage eure Lieferkette und das Verhalten eures Partners in China oder Indien zu bewerten? Sind Partner in China oder Indien überhaupt noch denkbar, wenn zunehmend wieder mehr in lokalen Wertschöpfungsketten gedacht wird?

Ambiguität (Mehrdeutigkeit)

Wie vage sind Informationen und wie unterschiedlich können sie gedeutet werden?

  • Wie vollständig oder widersprüchlich sind die euch vorliegenden Informationen?
  • Wie hoch ist das Risiko, eine falsche Entscheidung zu treffen?
  • Wie konkret könnt ihr eure Anforderungen formulieren?
  • Könnte es zu unterschiedlichen Interpretationen und zu Missverständnissen kommen?

Nachhaltigkeit ist toll. Aber wie könnt ihr z.B. die 17 Sustainable Goals allesamt gleichzeitig einhalten?

Zwischenfazit: Gerade größeren Unternehmen fällt es schwer, in einem schwieriger werdenden Umfeld bei unsicherer Entscheidungsgrundlage Entscheidungen zu treffen und auch sauber im Hause umzusetzen.

Die gefühlte Ohnmacht führt dann sehr oft zu Micromanagement oder es werden zeitgleich widersprüchliche Strategien oder Produkte eingeführt. Und in anderen Fällen wird nicht entschieden und zu lange an alten Strukturen festgehalten. Kurzum, Innovation wird behindert, Erneuerung nicht vorgenommen.

Wobei doch gerade die letzten Monate mit dem Ukraine-Krieg zeigen, dass sich einzelne Branchen rasant verändern müssen, wenn sie morgen überhaupt noch am Markt teilnehmen wollen.

Chance für euch als IT-Systemhaus?

Ja, die VUCA-Welt ist schwierig und erfordert neue Werkzeuge. Und gerade deshalb bietet sie hervorragende Chancen für euch in der Beratung eurer Kunden.

In der Vergangenheit haben viele Kunden ihre IT noch stark on-premise und auf einer eigenen Serverlandschaft geplant. Viele Lösungen wurden individuell angepasst und verursachen bei jedem Release-Wechsel hohe Kosten. Investitionen wurden getätigt und in den Folgejahren abgeschrieben. Doch die Bedürfnisse der Kunden wandeln sich. Die IT-Landschaft muss heute leicht anpassbar und flexibel sein. Veränderungen der Geschäftsmodelle beim Kunden müssen über die IT ohne hohen Aufwand abbilddar sein. Insgesamt werden sich die alten Infrastruktur-Lösungen verändern und ihr werdet zielgruppengerechte neue Lösungen entwickeln können.

Bei diesen Themen benötigt der Kunde Unterstützung und einen Partner, der in der Lage ist, seine Probleme zu verstehen und zu lösen. Und der ihn dann in der Regel dauerhaft als Berater begleiten kann, selbst wenn die eigentlichen IT-Prozesse stärker in die Cloud wandern sollten.

Vier Punkte helfen euch auf dem Weg dorthin:

  • Versucht eurem Unternehmenskunden zu vermitteln, dass ihr ein gemeinsames Ziel verfolgt und ihn bei seinen erforderlichen Veränderungen unterstützen wollt und könnt.
  • Versucht eure Lösungsansätze möglichst transparent darzustellen, so dass euer Gegenüber Vertrauen in euch fasst. („keep it simple“)
  • Seid klar in euren Aussagen und schafft einen Fokus. Besser ein Problem sauber und nachvollziehbar gelöst als mehrere ohne Lösung zeitgleich zu diskutieren.
  • Seid agil. Wenn schon der Kunde Probleme in der Agilität habt, so müsst ihr umso anpassungsfähiger sein.

Ihr wollt mehr zu diesem Thema wissen? Empfehlenswert ist das erstmals 2007 erschienene Buch von Bob Johanson „Get There Early: Sensing the Future to Compete in the Present“.

Probiert es einfach einmal aus….

Sprecht doch einfach einmal mit einem Kunden über seine anstehenden Herausforderungen. Ihr werdet sehen, dass sich in der Regel der Kundenkontakt deutlich verbessern wird, wenn ihr euch vom Infrastruktur-Dienstleister zum Problemlöser entwickelt. Und bei Fragen oder Anregungen sprecht uns gerne an….

Ihr habt ein Thema, das wir gerne einmal für euch aufgreifen sollen? Dann schickt uns bitte ebenfalls eine kurze Mail.

Über den Autor

Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.

Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.

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