Agile Organisation – Führen in unsicheren Zeiten

Anfang des Jahres hatten wir über VUCA im Kundenunternehmen als Chance für IT-Systemhäuser geschrieben. Seither hat es von euch eine Reihe von Anfragen gegeben, in denen die Frage gestellt wurde, wie man denn das eigene Unternehmen führen und ausrichten kann. Die Antwort ist: mit Hilfe der agilen Organisation…

Schon seit jeher müssen Unternehmen anstehende und zu erwartende Veränderungen managen. Doch Globalisierung, soziale Medien, Digitalisierung, neue Technologien, veränderte Kommunikationswege und aktuell ein Krieg erschweren zunehmend diese Aufgaben. Kurzum: „Die Welt wird immer verrückter“.  Grob verkürzt kann man so den Begriff VUCA umschreiben. Er steht für Volatility (Volatilität), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit) – vier Themenfelder, die die moderne Business- und Arbeitswelt vor Herausforderungen stellt und neue Ansätze im Denken und Handeln erfordert.

Und hierzu haben uns von euch eine Menge Fragen erreicht, wie ihr diese Themen in euren Unternehmen managen und steuern könnt.

Warum agile Unternehmen?

Wenn sich die Welt also schnell verändert und unsicher ist, dann muss das Unternehmen genauso schnell reagieren und sich anpassen. Es muss so aufgestellt werden, dass es mit ständig neuen Einflüssen, wechselnden Anforderungen und mit unklaren zukünftigen Zielen umgehen kann.

„Command & Order“ und Hierarchiedenken reichen dabei als Führungsstil nicht mehr aus. Die agile Organisation versteht sich vielmehr als ein Netzwerk, wo zusammen an Lösungen und Problemstellungen gearbeitet wird. Der Führende ist hier mehr ein Impulsgeber und agiert als Teil vom Ganzen und aus der Mitte der Organisation heraus.

Zugegeben, das klingt alles sehr theoretisch. Also,…

Was zeichnet agiles Führen aus?

Komplexe Welten müssen situativ und 24/7 bewältigt werden. Als Unternehmen und Organisation muss ich somit immer auf „Ballhöhe“ sein und wissen, was gerade an den Märkten und in meinem Umfeld gespielt und gedacht wird. Das gelingt einem Unternehmen nur, wenn es ausreichend mit dieser Außenwelt vernetzt ist. Das macht dann nicht der Unternehmer alleine, sondern vielmehr das gesamte Team. In der Theorie spricht man hier von heterogenen Netzwerken. Aus den unterschiedlichen Vernetzungen heraus kann das Unternehmen dann sämtliche wichtigen und aktuellen Entwicklungen zusammenführen und sich „ein Bild machen“. Um bestmögliche Informationen und Ergebnisse zu erhalten, fördert ihr als Unternehmer den Austausch eurer Mitarbeiter untereinander und mit eurem Umfeld.

Mitarbeiter haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, keiner in der Organisation kann alles gleich gut. Bei einem agilen Verhalten gilt es nun, die erfahrungsbasierten Stärken der einzelnen Mitarbeiter zusammenzuführen. „Das Beste aus allen Welten“ führt dann zu einer Grundresilienz und Stärke des Unternehmens aus sich selbst heraus. Und wenn ich mir meiner Stärken und Schwächen bewusst bin, kann ich als Unternehmen Lösungen entwickeln, die es mir ermöglichen auf neue Herausforderungen reagieren zu können.

Damit der vorgenannte Austausch regelmäßig, schnell und erfolgreich durchgeführt werden kann, muss die Aufbau- und Ablauforganisation schlank bleiben. Also keine Wasserköpfe, aber ein Outsourcing findet eher bei den Verwaltungs- und Unterstützungsprozessen, nicht aber bei meinen Kernprozessen statt. Damit ist sichergestellt, dass ihr mit eurem Team die für euch richtige Herangehensweise und Strategie findet. Und für euch als Führungskraft gilt es nicht mehr alles zu entscheiden, sondern das Team bei der Entscheidungsfindung zu coachen. Das ist gar nicht so einfach, denn für einen klassisch ausgebildeten Vorgesetzten fühlt sich das erst einmal wie ein Machtverlust an.

Dabei verändert sich „die Lage“ sehr schnell. Schaut nur einmal auf die Geschwindigkeit der Veränderung in der Corona-Zeit oder in diesem Jahr im Handel. Es ist deshalb zwingend, die Zukunft in Szenarien zu denken. Dabei geht es darum, alternative Pläne in Abhängigkeit von der Entwicklung des Umfelds in der Schublade zu haben, um schnell und sofort reagieren zu können. Nur dann wird es euch gelingen, bei einer Veränderung im Umfeld auch schnell genug reagieren zu können. „Querdenken und das Vergleichen von unterschiedlichen Zukunftsbildern erfordert eine Kultur des Zulassens, eine Kultur der Fehlertoleranz und Innovation. Ein kontinuierlicher Abgleich der jeweiligen Strategieoptionen mit den unterschiedlichen Zukunftsbildern und den tatsächlich gemachten Erfahrungen ergeben dann den richtigen strategischen Weg.“ (Sanjit Singh).

Will ich das wirklich?

Wie schon beschrieben, wenn ihr als Vorgesetzte eher aus einem klassisch geführten Unternehmen kommt, ist der Wechsel zur agilen Organisation nicht einfach. Es fühlt sich ein wenig nach Kontroll- und Machtverlust an. Aber ihr gewinnt die Chance, auf die aktuell unsicheren Zeiten reagieren zu können. Stellt euch nur einmal vor, ihr seid der Kapitän auf einem Segelschiff in nicht bekannten Gewässern und geratet in einen Sturm. Klar muss der Kapitän führen. Aber was macht er ohne erfahrene Matrosen, einen guten Steuermann und ohne zu wissen, wann er auf Grund läuft? Er benötigt also das Team. Nach Möglichkeit mit diversen Fähigkeiten. So ist es aktuell auch in der Wirtschaft: Diversität und Erfahrung, Neugier und Ideenreichtum sind gefragt. Vom Team, nicht nur vom Chef.

Das kann eine Menge Spaß in der Zusammenarbeit machen. Probiert es gerne aus.

Ihr wollt mehr zu diesem Thema wissen? Empfehlenswert ist das erstmals 2007 erschienene Buch von Bob Johanson „Get There Early: Sensing the Future to Compete in the Present“. Oder lest euch doch einmal den Artikel von Sanjiv Singh in der CIO vom 27.06.2023 durch. Und immer empfehlenswert sind die Artikel des Zukunftsinstituts.

Probiert es einfach einmal aus….

Sprecht doch einfach einmal mit eurem Team über eure anstehenden Herausforderungen. Und bei Fragen oder Anregungen sprecht uns gerne an. Wir bieten euch zum Thema der agilen Organisation auch verschiedene Workshops.

Ihr habt ein Thema, das wir gerne einmal für euch aufgreifen sollen? Dann schickt uns bitte ebenfalls eine kurze Mail.

Über den Autor

Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.

Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.

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