Innovation – die sechs Hüte des Denkens
In Veränderungs- und Innovationsprozessen kommt es immer wieder vor, dass einzelne Teilnehmer vollkommen unterschiedliche Sichtweisen auf Ideen und Vorschläge haben. Das führt nicht selten zu Frust und Streit im Team. Eine gute Möglichkeit, dies zu vermeiden, bieten die sechs Hüte des Denkens…
Ein Kundenmeeting aus der letzten Woche. Die beiden Geschäftsführer berichten von einem Meeting, in dem eine veränderte Positionierung mit den Führungskräften besprochen werden sollte. Statt zu einer Lösung ist es aber zu Frust und Streit zwischen den Beteiligten gekommen. Ein Bereichsleiter hat sogar den Raum verlassen und ist wutentbrannt nach Hause gefahren.
Da ist wohl etwas ganz schön aus dem Ruder gelaufen. Kommt aber leider immer wieder vor. Und gerade, wenn es um Änderungsprozesse geht, werden die Gespräche oftmals hitzig und emotional.
Die Methode zum parallelen Denken
Bereits 1986 hat Edward de Bono die Kreativitätstechnik der Six Thinking Hats entwickelt. Dabei geht de Bono davon aus, dass ein Mensch in der Lage ist, sich einem Thema strukturiert und systematisch zu nähern. Die Teilnehmer einer Gruppendiskussion bekommen sechs verschieden farbige Hüte. Jede Farbe eines Hutes steht dabei für eine bestimmte Art zu Denken. So hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, den Hut und somit seine Sicht auf die Fragestellung zu ändern.
Und mit Hilfe dieser Methode soll Streit und Frust in der Diskussion vermieden werden. Stattdessen haben alle Teilnehmer bei allen sechs Hüten die Möglichkeit ihre Sichtweisen darzustellen. Im Ergebnis soll vermieden werden, dass aus einer unstrukturierten Betrachtung heraus einzelne Sichtweisen zu stark berücksichtigt werden oder sogar zu Fehleinschätzungen führen.
Diese Methode eignet sich für:
- Innovationen
- Problemlösungsprozesse
- Entscheidungen
- Projekte
- Vorhaben
- Besprechungen
- Meetings
- Diskussionen
Welche Hüte werden wie benutzt?
Der weiße Hut (analytisch)
- beschäftigt sich mit reinen Informationen und Daten.
- nimmt auch widersprüchliche Informationen zur Kenntnis.
- bewertet die Relevanz und Korrektheit der Informationen.
- unterscheidet Fakten von Spekulationen.
- stellt die Aktionen heraus, die nötig sind, um Informationslücken zu schließen.
- berichtet sachlich über Gefühle anderer (nicht über eigene).
Oft benutzte Fragen sind hier…
- Welche Informationen haben wir?
- Welche Informationen benötigen wir?
- Woher und wie bekommen wir die fehlenden Informationen?
Der rote Hut (emotional)
- beschäftigt sich mit Gefühlen, Emotionen und Intuitionen.
- erlaubt, Gefühle, Emotionen und Intuitionen vorzubringen.
- verlangt keinerlei Rechtfertigung für unsere Gefühle.
- kann als Bestandteil bei Entscheidungen genutzt werden.
- kann nach Entscheidungen gebraucht werden.
- kann auf Erfahrungswerten beruhen und ist nicht rational.
Der rote Hut soll in kontroversen Diskussionen helfen, die Intuitionen der Teilnehmer zu verstehen.
Der schwarze Hut (kritisch)
- weist auf Probleme und Risiken hin.
- hindert uns daran, Dinge zu tun, die illegal, falsch oder gefährlich sind.
- stellt Probleme und Schwierigkeiten klar heraus
- untersucht, warum etwas nicht funktionieren kann oder wertlos ist.
- zeigt Gründe für Bedenken.
- kann Informationen zur Verfügung stellen, die auch unter dem weißen Hut vorgebracht werden können.
- löst nicht die vorgebrachten Probleme (das Lösen von Problemen übernimmt der grüne Hut)
Übliche Fragen sind….
- Was sind die potentiellen Probleme?
- Wo liegen die Risiken?
- Was sind die Fehler?
- Was sind die Nachteile?
- Was passt nicht zu Gesetzgebungen, zu Erfahrungen, zur Strategie, zu den Wertevorstellungen, zu den Fakten?
Der gelbe Hut (optimistisch)
- steht für die logisch-positiven Aspekte des Denkens.
- sucht nach dem Nutzen und dem Wert.
- schaut nach der Durchführbarkeit.
- verlangt eine gezielte Bemühung.
- verschafft die Balance zum schwarzen Hut.
- verstärkt kreative Ideen und neue Richtungen des Denkens.
- begründet, warum etwas wertvoll ist oder funktionieren könnte.
Er stellt Fragen wie…
- Wie können wir die Idee weiterentwickeln?
- Wo liegen die Vorteile?
Sollte der gelbe Hut Werte und Nutzen für die Idee feststellen, kann sie ernsthafter verfolgt werden.
Der grüne Hut (kreativ)
- ermutigt, nach neuen Ideen und Alternativen zu suchen.
- versucht, Ideen zu verändern und Fehler zu beheben.
- ist ein Gegengewicht für die natürliche Dominanz des schwarzen Hutes
- fördert kreative Bemühungen
Der grüne Hut stellt Fragen wie….
- Welche kreativen Ideen haben wir?
- Welche neuen Alternativen haben wir, um das gleiche Ziel zu erreichen?
- Wie können die Probleme, die unter schwarz aufgezeigt werden, gelöst werden?
Der blaue Hut (ordnend)
- tritt einen Schritt zurück und beschäftigt sich mit der „Prozesskontrolle“
- versucht das beste Denken der Teilnehmer zu erreichen.
- übernimmt die Rolle des Moderators,
- fokussiert das Denken immer wieder neu
- fordert dazu auf, Entscheidungen zu treffen.
- behält den Fokus im Auge
Er stellt Fragen wie…
- Wo sollen wir beginnen?
- Was steht auf der Tagesordnung?
- Welche Hüte sollen wir benutzen?
- Wie können wir unsere bisherige Diskussion zusammenfassen?
- Was sollte als nächstes gemacht werden?
- Wollen wir dazu einen zeitlichen Rahmen festlegen?
- Worüber denken wir gerade im Augenblick nach?
- Was wollen wir am Ende unseres Denkens erreicht haben?
- Welchen Hut tragen wir gerade?
Wichtig ist: der blaue Hut kann von jedem Teilnehmer gefordert und aufgesetzt werden.
In der Praxis hat es sich bewährt, die Runde von einem Moderator steuern zu lassen, der insbesondere dafür sorgt, dass die blauen Aufgaben wahrgenommen werden.
Bei Fragen….
Ihr habt eine schwierige Diskussion im Haus? Dann versucht es doch einfach einmal mit der dargestellten Methode. Anbei ein Blanko-Muster:
Wollt ihr weiterführende Infos zu diesem Thema? Sprecht uns gerne an. Hier unsere genutzten Quellen:
- Presentation Load, impulse.de, Uni-Koblenz
Ihr habt ein Thema, das wir gerne einmal für euch aufgreifen sollen? Dann schickt uns bitte ebenfalls eine kurze Mail.
Über den Autor
Heinz Faessen ist Inhaber der pro3 innovation consult und begleitet seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Existenzgründer. Vor seiner eigenen Selbständigkeit war Heinz als kaufmännischer Leiter bei comTeam, als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Mitgliederberatung einer CE-Verbundgruppe und als Firmenkundenberater in der Sparkassenorganisation tätig. Bei comTeam schreibt er regelmäßig zu Fragen rund um die Unternehmenssteuerung und zur Betriebswirtschaft.
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